Microsoft Windows 2012 Server
Die Woche hat Microsoft die neue Version des altbekannten Windows Servers veröffentlicht.
3 Jahre nach der Erscheinung von 2008 R2 gibt es mit Server 2012 ein neues NT-Release, das zahlreiche Neuerungen beinhaltet - dazu zählen beispielsweise:
- Neue, von Windows 8 bekannte, ModernUI-Oberfläche
- Wegfall von zusätzlichen Editionen - lediglich Standard und Datacenter sind noch erhältlich
- Neuer Task-Manager mit ausgefeilten Informationsfiltern
- Hyper-V 3.0
- ReFS-Dateisystem zur Daten-Archivierung
- Neuer Server-Manager - Dashboard für gesamte Infrastruktur
Ich persönlich verwende auf Server-Systemen nahezu ausschließlich Linux und habe somit keinen sonderlich tiefgründigen Bezug zu Windows-Servern. Meine Gehversuche gehen daher weniger ins Detail, sondern beschränken sich auf allgemeine Auffälligkeiten.
Erster Eindruck
Wie auch schon Windows Server 2008 R2 verfügt der neue Server über das minimalistische Installationsprogramm, das auch unter Windows 7 und 8 zum Einsatz kommt. Mit wenigen Klicks wird so eine Installation gestartet, die bei mir nach knapp 20 Minuten fertig war.
Nach der Installation wird das Administratorpasswort in einem Kachel-Dialog festgelegt - nach erfolgtem Login wartet dann der minimalistische Desktop auf Aktionen. Gegenüber Windows 8 gibt es hier nahezu keine Änderungen - auch die schon bekannten Maus-Bildschirmecken, die benötigt werden um beispielsweise Menüs einzublenden, wurden umgesetzt. Die Haptik wirkt allerdings weniger verspielt, als unter Windows 8. Das Kachel-Menü, das das altbekannte Startmenü ersetzt, ist - verständlicherweise - aufgeräumter.
Eine markante Änderung ist der neue Explorer, der die Ribbon-Oberfläche konsequent umsetzt. Auffällig sind auch die neuen Kopierdialoge, die endlich mal wirklich aussagekräftig sind - in einem detaillierten Fortschrittsbalken können beispielsweise Peaks erkannt werden. Ein sehr schönes neues Feature!
Wie auch unter Windows 8 gibt es einen neuen Task-Manager, der zahlreiche zusätzliche Informationsquellen bietet und diese optisch ansprechend in einer Oberfläche vereint.
Hyper-V
Ich hätte Hyper-V 3.0 wirklich gerne näher getestet - leider war dies nicht möglich. Aufgrund mangelnder zusätzlicher Hardware habe ich meine Windows 2012-Installation in einer virtuellen Umgebung vorgenommen. Microsoft prüft vor der Installation der Hyper-V-Rolle, ob bereits ein Hypervisor ausgeführt wird und unterbricht ggf. die Installation:
Das ist sehr schade, da ich so Hyper-V nicht testen kann. Prinzipiell ist der Betrieb eines Hypervisors innerhalb eines Hypervisors dank Nested Virtualization heutzutage kein Problem. Auf diese Art und Weise betreibe ich mehrere VMware ESXi-Server, um mich auf meine anstehende VCP-Prüfung vorzubereiten - sehr schade, dass Microsoft hier einen Riegel vorschiebt.
Zu den Änderungen von Hyper-V zählen beispielsweise:
- High Availability und Live-Migration
- NIC-Teaming und Qos
- Bessere PowerShell-Integration
- SMB 3.0
- Thin Provisioning
Das sind Features, die Hyper-V mehr und mehr zu einem ernsthaften Produkt reifen lassen. Als VMware-Administrator kenne ich diese Features natürlich schon länger.. hust hust 😄
Server-Manager
Der Server-Manager hat nichts mit dem gleichnamigen Pendant aus Windows Server 2008 (R2) zu tun - es ist vielmehr eine komplette Neuentwicklung. Das Prinzip des Server-Managers ist recht gut durchdacht - er kann zur Verwaltung der gesamten Infrastruktur verwendet werden. Es können beispielsweise Rollen und Features auf dem lokalen Server oder Remote-Servern installiert werden. Solche Installationen können jetzt übrigens zum ersten Mal auch im Hintergrund stattfinden - somit kann man sich zwischenzeitlich anderen Aufgaben widmen.
In Servergruppen kann man verschiedene Server logisch gruppieren - beispielsweise nach der Funktion. Diese Server müssen sich nicht in einem Active Directory befinden, die Gruppierung ist auch auf DNS-Basis möglich. Der Server-Manager verfügt über ein Dashboard, auf welchem man sich alle wichtigen Elemente und Übersichten zusammenstellen kann. Neben einer Dienst- und Ereignisübersicht ist auch ein rudimentäres Performance-Monitoring möglich. Im Prinzip lassen sich 75% der Administrator-Tätigkeiten in diesem Fenster abwickeln. Während man früher zahlreiche verschiedene Tools ausführen musste, kann man mit dem neuen Server-Manager viele Tätigkeiten in einer Oberfläche abwickeln.
Weitere Eindrücke
Folgende Dinge sind mir darüber hinaus aufgefallen:
Positiv | Neutral | Negativ |
Zentraler Server-Manager | Neue ModernUI-Oberfläche | Weiterhin sehr nichtssagende Fehlermeldungen bei der Implementation von Diensten |
Kein "Editions-Wirrwarr" mehr | Hyper-V lässt sich nicht per Nested Virtualization betreiben | |
Niederiger RAM-Verbrauch | ||
Neuer Task-Manager | ||
Rollen und Features können im Hintergrund installiert werden | ||
Neuer Kopieren-Dialog |
Fazit
Verglichen mit Windows Server 2003 und 2008 R2 ist 2012 eine gelungene Fortführung der Produktserie. Insbesondere der niedrigere RAM-Verbrauch und der zentrale Server-Manager, mit dem die gesamte Serverlandschaft an einer gebündelten Stelle verwaltet werden kann, gefällt mir gut.
Die neue Oberfläche ist, wie bei Windows 8 auch schon, weniger mein Fall, wirkt aber dezenter und weniger verspielt. Das fehlende Startmenü stört hier weniger, da man meist ohenhin ausschließlich mit dem Server-Manager arbeitet und selten zusätzliche Applikationen benötigt. Der neue Task-Manager und die (endlich mal) aussagekräftigen Kopieren-Dialoge sind Features, an die man sich gerne gewöhnt.
Hyper-V konnte ich leider nicht testen, da Microsoft offensichtlich nicht möchte, dass der neue Microsoft'sche Hypervisor in einer Nested Virtualization-Umgebung betrieben wird. Für mich ist das nicht nur schade, sondern auch unverständlich, da alle mir bekannten Konkurrenzprodukte dies unterstützen. Selbstverständlich ist die Performance weniger beeindruckend, wenn man einen Hypervisor virtualisiert - zu Lernzwecken ist das oftmals aber einfach zwingend erforderlich, wenn man nicht über zusätzliche Hardware verfügt. Wenn man sich die neuen Features des Produkts betrachtet, kann man sagen, dass Hyper-V mehr und mehr zu einem ernstgemeinten Produkt wird. Ich kann mich an meine ersten Gehversuche mit Hyper-V unter Windows Server 2008 erinnern, die mich sehr enttäuscht haben - in dieser Version hätte Hyper-V den Zusatz "Technical Preview" erhalten sollen. VMware bietet, meiner Meinung nach, das ausgereifteste (aber auch teuerste) Virtualisierungsprodukt auf dem Markt - mit Hyper-V 3.0 gibt es für die Kundschaft eine Alternative mit besserem Preis-/Leistungsverhältnis. Welches Produkt die bessere Wahl ist, hängt natürlich von mehreren Faktoren ab. Bleibt abzuwarten, wie VMware mit dem bald erscheinenden ESXi 5.1-Hypervisor "antwortet".
Sehr begrüßenswert ist auch das Wegfallen des früheren Edition-Wirrwarrs. Während es früher die Editionen Standard, Enterprise, Datacenter, Web Server und Storage Server gab, gibt es jetzt nur noch die Editionen Standard und Datacenter - beides wahlweise mit grafischer Oberfläche oder als Core-Server.
Windows Server 2012 ist - soweit ich das beurteilen kann - ein rundes Produkt, das moderne Züge und altbekannte Features vereint.
Screenshots
Windows 2012 in 28 Bildern: