Erster Blick auf Fedora 18
Nach der ursprüngliche Release-Termin und 6 andere gecancelt wurden, wurde Fedora 18 heute veröffentlicht.
Zeit, das lang ersehnte Betriebssystem einem ersten Test zu unterziehen. Die neueste Version der von Red Hat unterstützten Projekts führt einige technische Erneuerungen ein, die, wie gehabt, je nach Resonanz im nächsten Red Hat Enterprise Linux bzw. Red Hat Enterprise Desktop ebenfalls Einzug finden.
Anaconda-Facelifting
Die auffälligste Änderung dürfte der Installer Anaconda sein, der den Benutzer in einem komplett überarbeiteten Look begrüßt. Der bisherige Anaconda-Look wird weitesgehend seit Red Hat Linux-Zeiten (nein, ich meine nicht Red Hat Enterprise Linux!) verwendet.
Der neue Installer wirkt sehr aufgeräumt - selbst unerfahrene Benutzer sollten so in der Lage sein, ein Linux-System aufzusetzen. Dennoch bleibt noch Platz für benutzerdefinierte Anpassungen, wie beispielsweise fortgeschrittene Partitionierungslayouts. Ich bin gespannt, wie das Ganze unter RHEL/RHED aussehen wird - eine genauere Auswahl von Software-Paketen habe ich im LXDE-Spin nicht gefunden (das war aber auch vorher nicht anders).
Es bedarf nur einiger weniger Klicks, bis das Installationsprogramm mit der Installation beginnt - nach einigen wenigen Minuten ist das System einsatzbereit.
Aktualisierte Desktops
Fedora 18 bietet zahlreiche grafische Oberflächen, zu denen zählen beispielsweise:
- GNOME 3.6
- KDE SC 4.9
- Mate
- XFCE 4.10
- LXDE 0.5
Diese Änderungen interessieren mich weniger, da ich nahezu kein Linux (mehr) auf Desktops einsetze - lediglich auf einigen virtuellen Maschinen verrichtet ein Tux-basierender Desktop mit XFCE oder LXDE seinen Dienst.
Neue Feuerwände und freie Verzeichnisdienste
Viel interessanter sind die Änderungen unter der Haube, die mich als RHEL-Administrator sehr interessieren - unter Umständen fließen diese in die nächste, für 2013 angesagte, RHEL-Version 7.0 ein.
Standardmäßig verwendet Fedora eine neue Firewallsoftware namens firewalld
. Neben der Einteilung des gesamten Netzverkehrs in verschiedene entsprechend privilegierte Netzwerkzonen (drop, block, public, external, dmz, work, home, internal und trusted) ist der modularere Aufbau eine große Änderung. Dieser Aufbau erlaubt es, Änderungen am Regelwerk durchzuführen, ohne aktive Verbindungen zu kappen. Bei IPTables ist dies bedauerlicherweise der Fall - darüber hinaus werden bei einem Firewall-Neustart bisher auch die notwendigen Kernelmodule entfernt und neu geladen.
Der vor Kurzem endlich in einer ersten stabilen Version veröffentliche freie, zu Active Directory kompatible, Verzeichnisdienst Samba 4 fand ebenfalls Einzug in der neuen Distributionsversion.
Paketverwaltung mit DNF
Sehr interessant ist der neue, aber noch optionale Paketmanager dnf
. Dieser wurde auf Basis von YUM geforkt und soll dieses langfristig ersetzen. Der Fork hatte mehrere Beweggründe, zu denen beispielsweise zählen:
- bessere Abhängigkeitsauflösung mithilfe von
hawkey
(Backend) undlibsolv
(welches vom OpenSuSE-Projekt stammt) - höhere Geschwindigkeit durch die Verwendung von RPM 4.10
- geringerer RAM-Verbrauch
DNF verfügt über eine Kommandozeilenoberfläche, die stark an YUM anlehnt, die meisten altbekannten YUM-Kommandos funktionieren so auch weiterhin.
In der Tat verbrauchte dnf
auf meiner Fedora-Maschine weniger CPU-Leistung - doch die Unterschiede waren recht marginal. Ähnlich war es mit der RAM-Auslastung, die minimal geringer war, wie die Verwendung von top
und sar
zeigten.
Sicherlich ist da noch mehr Spielraum für mehr Optimierung - bedeutend schneller als YUM ist DNF derzeit noch nicht. Aber - im Grunde sagt die Manpage ja auch schon alles über den aktuellen Entwicklungsstand:
1DNF is an experimental replacement for Yum, a package manager for RPM Linux distributions.
Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklungen und Ideen dnf noch widerfahren wird.
Sonstige Änderungen
Fedora 18 erscheint mit Linux in der Version 3.6.10, über die Repositories steht derzeit ein 3.7.2-Update bereit.
Neu ist der System Storage Manager (ssm), der die Verwaltung von Speichergeräten vereinfacht. Hierbei ist es irrelevant, ob LVM, Software-RAIDs mit mdadm oder Btrfs Verwendung finden. Dieses Feature würde ich im nächsten RHEL-Release sehr begrüßen.
Ebenso erwähnenswert ist die vollständige Unterstützung der fragwürdigen UEFI Secure Boot-Technologie. Hierfür wurde ein von Microsoft signierter Bootloader verwendet.
Fazit
Mit Fedora 18 wird der Grundstein für das noch dieses Jahr erscheinende Red Hat Enterprise Linux 7.0 gelegt - und jetzt ist schon zu sehen, in welche Richtung die technischen Erneuerungen des Enterprise-Betriebssystems vermutlich gehen werden.
Mit der Verwendung von systemd
wird das Betriebssystem aus North Carolina nicht nur Boot- und Ladezeiten verringern, sondern die Administration ein Stück einfacher gestalten. Es bleibt interessant, inwiefern das moderne, oftmals als Antwort auf ZFS gesehene Dateisystem Btrfs
implementiert wird.
In der ersten Hälfte 2013 soll eine öffentliche RHEL7-Beta erscheinen - es bleibt also interessant, welche technischen Errungenschaften übernommen werden.
Das lang erwartete Fedora 18 erscheint bedeutend später, als erwartet - bringt aber wieder einige Erneuerungen mit sich, über die nicht alle Linux-Distributionen verfügen. Als Beispiel hierfür sei die vollständige Unterstützung von UEFI Secure Boot genannt - das bietet keine bisher erschienene Linux-Distribution.
Screenshot-Galerie
Anbei noch einige Screenshots von Fedora 18 LXDE: