Keychron K8 - günstige Tastatur mit Hotswap
In Zeiten des ständigen gemeinschaftlichen Home-Offices war ich auf der Suche nach einer Tastatur, die möglichst leise ist und dennoch unermüdliches Tippen ermöglicht. Als Freund mechanischer Tastaturen waren herkömmliche Rubberdome-Tastaturen von der Stange natürlich keine Option. Glücklicherweise ist die Auswahl dennoch groß.
Mechanische Tastaturen gibt es inzwischen in zahlreichen Ausprägungen und Formaten - ich selbst sammle sie und habe je nach Use-Case immer ein passendes Exemplar parat. Ein recht neuer Trend ist es, die Schalter nicht mehr fest zu verlöten sondern dem Benutzer selbst die Wahl zu überlassen. Als hotswappable vermarketete Tastaturen kommen zwar mit voraufgesteckten Schalter, diese können aber mit einer Zange leicht entfernt und ausgetauscht werden.
Problematischer wird es jedoch, wenn ein deutsches Tastaturlayout gesucht wird. Fernab des Gaming-Mainstreams (Logitech, Corsair, Razer, HyperX) gibt es nur sehr wenige Hersteller, die das QWERTZ-Layout anbieten. Ich programmiere zwar viel, benötige aber dennoch ein vollwertiges deutsches Tastaturlayout für E-Mails und Dokumentationen. Diese Einstellung scheint in der Tasturen-Community verpönt - es gibt mit ANSI und QWERTY doch viel bessere Layouts, so zumindest die breite Meinung. Dem widerspreche ich - aber genug der religiösen Worte.
Wer sich mit mechanischen Tastaturen beschäftigt weiß, dass diese in der Regel mit Preisen ab 100 EUR beginnen - nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Nun wollte ich für eine leise Tastatur nicht unbedingt mehrere hundert Euro ausgeben. Auch sollte die Tastatur möglichst schnörkellos sein - aus dem Grund scheiden sämtliche Gaming-Tastaturen schon direkt aus. Diese haben meist RGB als der tiefergelegte Kleinstwagen im Vorort und benötigen zu allem Überdruss noch spezielle Software zur sinnhaftigen Konfiguration. 🙂
Im Rahmen meiner Recherchen bin ich schlussendlich auf Keychron gestoßen. Der Hersteller bietet eine breite Auswahl an Tastaturen in verschiedenen Größen und Formaten - vollwertige, TKL (tenkeyless), 60%, low-profile, etc. Und zu meiner Freude gab es auch eine kleinere Auswahl mit deutschem Tastaturlayout.
In der Vergangenheit hat sich für mich der TKL-Formfaktor - also ohne den rechten Ziffernblock - bewährt. Letzteren brauche ich nicht - als kleineres Format wären 60% auch denkbar, jedoch vermisse ich je nach Aufgabe doch gelegentlich die Pfeiltasten. Mit der K8 gibt es eine solche Tastatur - und das gleich in zwei Ausführungen. Neben einer einfachen LED Backlit-Variante gibt es noch einen RGB-Ableger. Dieser kommt auch mit einem etwas hochwertigeren Gehäuse daher - war in meinem Fall aber auch ausverkauft. Ein besonderes Merkmal der Tastatur ist die Hotswap-Funktionalität. Die Tastatur kommt standardmäßig mit linearen (red), taktilen (brown) oder clicky (blue) Gateron Switches - kann aber auch schnell umgebaut werden. Und genau das war in diesem Fall geplant. Mit 79 USD ist die Tastatur auch recht günstig.
Erster Eindruck
Für kleines Geld erhält man recht viel - zum Lieferumfang gehören:
- Schutzcover
- USB C-Kabel
- Mac-/Windows-Keycaps
- Keycap-Zange
- Switch-Zange
Die Tastatur verfügt über 87 Tasten und einem Gehäuserahmen aus ABS-Kunststoff. Die Plate ist aus Aluminium - bei der RGB-Version besteht auch der Rahmen aus selbigem.
Die Tastatur funkt auch via Bluetooth 5.1 mit zu 3 Geräten. Der 4000 mAh-Akku erlaubt laut Hersteller bis zu 240 Stunden Tippzeit. Tasten an der Seite steuern Kabel- und Bluetooth-Modus und Tastaturlayout (Windows und macOS).
Die Tastatur ist deutlich hochwertiger als der Preis vermuten lässt. Die Tastenkappen haben einen soften finish, was sich beim Tippen sehr angenehm anfühlt. Das ABS-Kunststoff wirkt hochwertig, es ist nicht möglich das Gehäuse zu verbiegen. Die ausklappbaren Füße können in zwei Stufen angewinkelt werden.
Switches
Die standardmäßig verbauten taktilen Switches galt es durch möglichst leise zu ersetzen. Die meiste Zeit der Recherche habe ich damit verbracht, Switches zu finden die die folgenden Kriterien erfüllen:
- möglichst leise ohne manuelles Fetten (lubing) oder Einlegen von Folie (filming)
- hochwertig und langlebig
- ~65g Auslösungkraft
- schnelle Verfügbarkeit
In die engere Auswahl kamen die folgenden Switches:
Marke/Typ | Zealios V2 | Durock Daybreak | Gateron Silent Black | Kailh Box Black |
---|---|---|---|---|
Art | taktil | linear | linear | linear |
Auslösungskraft | 62g, 65g, 67g, 78g | 67g | 50g | 60g |
Besonderheit | pre-lubed | anderer Stem | ||
Preis/10 Stück | 14,00 € | 8,50 € | 8,00 € | 5,90 € |
Preis/Tastatur | 121,80 € | 73,95 € | 69,60 € | 51,33 € |
Wer sich über die Lautstärke von Switches informieren will findet im Internet - vor allem auf Reddit und YouTube - viele Testberichte und Videos. Falls gewünscht kann man hier mehrere Tage in Rercherchen versenken. 🙂
Von den Zealios V2 habe ich viel gelesen und würde sie auch sehr gerne mal testen, aber der Preis hält mich davon ab. Eine günstige Alternative wären Kailh Box Black, diese hätten aber nur 60g Auslösekraft. In einigen Tests waren die Durock Daybreak auch nochmal deutlich leiser. Diese sind preislich nur unwesentlich teurer und bieten 67g Auslösungskraft. Sie sind baugleich zu den Silent Alpaca Switches. Auf zwei anderen Tastaturen habe ich taktile Switches mit der gleichen Auslösungskraft und empfinde den Druck als sehr angenehm. Wem 67g zu viel sind, kann auch auf die Durock Dolphin zurückgreifen, die lediglich 62g erfordern. Beide Switches haben von Werk aus vorgefettete (pre-lubed) Federn, was die Lautstärke reduziert. Somit erspart man sich den Aufwand, die Switches auseinandernehmen und fetten zu müssen.
Während ich bisher immer taktile oder clicky Switches genutzt habe, habe ich mich dieses Mal für lineare Switches entschieden. Die Durock Daybreaks tippen sich sehr angenehm und sind kaum hörbar, die 67g Auslösungskraft sind ein guter Wert. An den fehlenden Widerstand am Schaltpunkt gewöhnt man sich in ein paar Stunden. Zumindest kann ich beim schnellen Tippen keine Vertipper mehr feststellen.
Linux-Support
Die Tastatur wird in meinem Fall trotz korrekter Schaltung immer noch als Apple Keyboard erkannt:
1[ 23.506034] apple 0003:05AC:0250.0004: input,hidraw8: USB HID v1.11 Keyboard [Keychron K8 Keychron K8] on usb-0000:3d:00.0-1.4.3.1/input0
2[ 23.506163] apple 0003:05AC:0250.0005: Fn key not found (Apple Wireless Keyboard clone?), disabling Fn key handling
3[ 23.713977] apple 0003:05AC:0250.0005: input,hidraw3: USB HID v1.11 Keyboard [Keychron K8 Keychron K8] on usb-0000:3d:00.0-1.4.3.1/input1
Das führt dazu, dass die Funktionstasten nicht funktionieren aber die Medientasten (lauter, leiser, etc.) ohne gedrückte Fn-Taste genutzt werden können - wie eine Apple-Tastatur eben.
Abhilfe schafft es, das Treibermodul anzuweisen, den Modus umzustellen:
1$ cat /etc/modprobe.d/hid_apple.conf
2options hid_apple fnmode=2 swap_opt_cmd=0
Update nach 3 Monaten
Nach knapp 3 Monaten des täglichen Einsatzes zeigen sich leider sehr deutliche Abnutzungsspuren an den Keycaps. Ich empfehle, die mitgelieferten Keycaps zu ersetzen.
Fazit
Mit der Keychron K8 bekommt man erstaunlich viel Tastatur für wenig Geld was mich sehr überrascht hat. Die Verarbeitung ist solide, die Tastenkappen fühlen sich gut an, sind aber leider minderwertig. Die Möglichkeiten, Switches ohne Löten wechseln zu können ist hervorragend - es wäre schön, wenn mehr Hersteller diese Funktion übernehmen würden. Begrüßenswert ist auch, dass Keychon daran denkt, Zangen beizulegen.
Bei der Firmware muss allerdings noch nachgebessert werden. Dass die Tastatur immer noch als Apple Keyboard erkannt wird ist unter Linux einfach lösbar - aber unter Windows sieht das möglicherweise anders aus. Schade ist auch, dass das automatische Laden des Akkus nicht deaktiviert werden kann. So leuchtet immer eine LED sobald die Tastatur per USB angeschlossen ist - über Nacht entlädt sich der Akku etwas, weswegen die LEDs anfangs rot leuchtet. Langfristig ist das vermutlich nicht gesund für den Akku.
In Summe ist die K8 aber dennoch eine sehr gute Tastatur für den Preis.