SUBSCRIBE 11

Großer Saal der SUBSCRIBE 11

Nach 5-jähriger Pause fand vom 18.10 bis zum 20.10.2024 erneut die SUBSCRIBE statt. Die 11.Auflage der Konferenz tagte in den Räumlichkeiten des Bildungs- und Kulturzentrums Peter Edel in Berlin und drehte sich wieder ganz um die freie Podcasting-Szene. Zum Programm gehörten zahlreiche Vorträge und Workshops. Gegenüber anderen Podcasting-Konferenzen versteht sich die Subscribe als Community-Treffen und ermöglicht ein sehr persönliches Networking - 150 Teilnehmende nahmen das Angebot an. Für mich war es die erste Podcasting-Konferenz.

Location

Die Location ist gut über ÖPNV zu erreichen und liegt in Laufnähe des Weißen Sees. Es gibt unterschiedliche Räume für einzelne Veranstaltungen und auch WLAN stellte kein Problem dar. Die Location hatte genau die richtige Größe: sie war weder zu klein für die Teilnehmenden, noch hatte man Orientierungsprobleme für die einzelnen Sessions. Ein Außenbereich wurde für Essenspausen und Networking genutzt.

Vorträge und Workshops

Das Programm bestand aus 52 Vorträgen und Workshops in verschiedenen Räumen. In zwei von drei Räumen wurden die Sessions wieder vom Video-Team des Chaos Computer Clubs (C3VOC) live gestreamt und können inzwischen auch online kostenfrei geschaut werden.

Das Opening war, zumindest für mich, ungewohnt. Neben einigen einleitenden Worten wurde vor allem der Input der Teilnehmenden gefordert. So konnte sich jede:r vorstellen und Erwartungen und Wünsche für die nächsten Tage ansprechen. Somit war es direkt am Anfang möglich, interessante Gesprächspartner:innen zu identifizieren und neue Kontakte zu knüpfen.

Im Vortrag Ich kann so nicht arbeide - Albtraum Comedypodcast (📽️) gab Danny Frede unterhaltsame und wertvolle Einblicke in ein Comedy-Projekt, welches sich minutenweise mit dem Film Kein Pardon auseinandersetzt.

Ich selbst durfte mit der Session Wie man einen (Retro-)Podcast from scratch startet (📽️) ebenfalls zum Programm beitragen und habe Einblicke in das vor ca. einem Jahr gestartete ThinkPad-Museum gegeben. Im Nachgang ergaben sich hieraus nette Gespräche und wertvolles Feedback - vielen Dank dafür!

Großer Saal der SUBSCRIBE 11

Im Anschluss fasste Tim Pritlove im Vortrag Im Dunkeln ist alles viel aufregender (📽️) 50 Jahre technologische Entwicklungen zusammen, die sich mit individueller Kommunikation beschäftigt haben. Auch beleuchtete er den Weg zu ersten Podcast-Formaten und prognostizierte dem beliebten Medium eine glänzende Zukunft.

In den Vorträgen Podlove Podcast Publisher (📽️) und Podlove Web Player (📽️) gab Eric Teubert Einblicke in die Entwicklung der jeweiligen Projekte. Podlove steht für eine Reihe an WordPress-Plugins, die seit 12 Jahren entwickelt werden und das Publizieren von Podcasts drastisch vereinfachen. So bietet der Podlove Publisher eine einfache zu benutzende Oberfläche, um RSS-Feeds zu verwalten und Transkripte und Shownotes zu pflegen. Neben Analytics wird auch eine Auphonic-Integration angeboten. Das Projekt wurde vom Prototype Fund gefördert und ist in der Szene beliebt.

Ergänzend hierzu gibt es mit dem Podlove Web Player einen HTML5-basierten Player. Dieser unterstützt neben Kapitelmarken auch Transkripte und Streaming und kann auch ohne WordPress betrieben werden - beispielsweise für statische Webseiten. Der Player wird ebenfalls seit 2012 entwickelt und ist aktuell in der 5.Version erhältlich, die sich unter anderem durch flexibles Theming auszeichnet. Frühere Versionen wurden anhand von Screenshots und Erzählungen skizziert.

Zu guter Letzt gibt es noch den Podlove Subscribe Button, welcher das Abonnieren des eigenen Podcasts erleichtert. Dieser schlägt direkt verschiedene Apps vor, in welchen der Feed übernommen werden kann. Auch diese Entwicklung kann ohne WordPress verwendet werden.

Besonders spannend fand ich den Vortrag Zwischen den Codezeilen - die Ultraschall Keynote (📽️) von Joram Schwartzmann. In diesem wurde die während der Konferenz veröffentlichte Ultraschall-Version 5.1 vorgestellt. Ultraschall ist ein sehr beliebtes Addon für die DAW Reaper, welches die Komplexität drastisch reduziert und den Fokus auf für das Podcasting relevante Einstellungen legt. Zu den Änderungen der neuen Version zählen:

  • nun offiziell unter Linux verfügbar!
  • Erstellung von Audiogrammen (Teaservideos für Social Media)
  • Live-Muting während der Aufnahme
  • Kapitelmarken-Import und YouTube-Kapitelexport
  • schickeres LUFS-Monitoring
  • Outtakes-Funktionalität
  • Help-Buttons nun in allen Ultraschall-Dialogen verfügbar

Dabei setzt die neue Version immer noch auf Reaper 6.83 von Oktober 2023, da für viele Bestandsanwender:innen mit einem Wechsel der Reaper-Version auch ggf. eine neue Lizenz benötigt wird. Während Ultraschall open-source ist, muss Reaper erworben werden - eine nicht kommerzielle Lizenz kostet 60 USD.

Über den offiziellen Linux-Support habe ich mich sehr gefreut, da ich durch den fehlenden Support für Podcast-Aufnahmen bisher noch ein veraltetes MacBook Pro 13 benutzen musste.

Nicht weniger spannend war der Ausblick auf Ultraschall 6. Die Version soll auf Reaper 7.x basieren und daher über eine neue GUI-Engine (ReaGirl) verfügen. Durch diese kann die Oberfläche barrierefreier gestaltet werden (Screen-Reader-Support) - auch besseres Drag & Drop und Auto-Layout sollen möglich sein. Eine native whisper-Integration soll automatisch Transkripte erstellen und auch das Schneiden von Inhalten vereinfachen, da Textzeilen direkt in der Audiospur angezeigt werden können. Somit könnte das Anhören während des Schnitts entfallen - auch das Suchen nach bestimmten Textzeilen in der Aufnahme ist möglich. Beeindruckend. 🤯

Einziges Manko: es gibt noch kein genaues Datum für die nächste Ultraschall-Hauptversion.

WIP: Ultraschall mit Whisper (Screenshot: media.ccc.de)

Christoph Grasser und Georg Holzmann fassten im Vortrag Wie lernt eine Maschine? KI-Audio mit Auphonic (📽️) verschiedene Entwicklungen auf dem Gebiet der Audiotechnologie seit den 70ern zusammen und erklärten die Funktionsweise von Auphonic. Letzteres wurde 2013 gegründet und stellt einen einfach zu nutzenden Software-Assistent zur Bearbeitung von Audio-Inhalten dar. Zu den Features zählen:

  • Noise Reduction
  • Levelling (vor allem bei mehreren Sprecher:innen)
  • Filtering
  • Auto-Equalizer
  • Transkripte und automatische Shownotes
  • automatische Enfernung üblicher Füll- und Lückenwörter (äh, ähm, etc.)

Diese Features werden mithilfe von massiver GPU-Beschleunigung und aufwändig trainierter Datenmodelle umgesetzt. Viele der Features können auch kostenlos genutzt werden - das Freikontingent deckt bis zu 2 Stunden Spieldauer pro Monat ab. Auphonic wird von vielen Mitgliedern der Community für die eigenen Podcast-Projekte eingesetzt.

Ben Zimmer stellte im Vortrag Podcast Hosting mit Podigee: Wer sind die und was machen die da? (📽️) die Vorteile des gleichnamigen Podcast-Hosters vor. Das Unternehmen wurde 2013 gegründet und besteht derzeit aus 18 Mitarbeitenden, von denen 75% in der Entwicklung und im Kund:innensupport arbeiten. Podigee hostet knapp 18.000 Podcasts mit ca. 1 Mio. Episoden und bietet eine einfache Oberfläche zum Pflegen der Feeds und Formate. Exports zu allen gängigen Podcast-Verzeichnissen und -Diensten macht das Angebot von Einsteiger:innen bis hin zu Corporate Podcasts interessant.

Im Workshop Gesprächspodcast: Gästeanfrage und Gesprächsführung (📽️) berichtete Kathrin Fischer von ihren Lessons Learned bei der Akquise von Gesprächspartner:innen. Anhand von einigen Beispielen zeigte sie, mit welcher Vorgehensweise sich auch prominentere Gäst:innen einladen lassen.

Im Anschluss demonstrierte Martins Krumsdorf in seinem Workshop Also ich hätte es ja lieber statisch: Alternativen zu Publisher, Podigee & Co (📽️) die Verwendung des Static Site Generators Hugo zur Pflege eines Podcasts. Konkret zeigte er nicht nur die Pflege eines entsprechenden RSS-Feeds sondern auch einer ansprechenden Webseite, die auch einen Player sowie Shownotes und Transkripte enthält.

Im Workshop Podcasts sichtbar machen - eine Handreichung teilte Sven Sedivy einige Tipps zur Vermarktung und optischen Gestaltung von Coverbildern und Teaservideos. So zählen eine einheitliche und wiedererkennbare Bildsprache (Icons, Schriftart, Bildfarbe) als Must-Have, während sich Teaservideos bzw. Audiogramme vor allem für Social Media-Marketing bewährt haben. Bei letzterem empfiehlt es sich, Texte dauerhaft und nicht nur wortweise einzublenden, um die Barrierefreiheit zu erhöhen. Beim Coverbild- und Teaser-Design sollte bedacht werden, dass Gesichter bzw. Augen eine höheres Interesse wecken als Gegenstände.

Nicolas Wöhrl teilte in seinem Vortrag Choose Your Own Adventure: 12 Years of Lessons Learned (📽️) Erfahrungen aus 12 Jahren Methoidisch inkorrekt!, der es inzwischen pro Folge auf ca. 140.000 Downloads bringt. So betonte er, dass ein konsistentes und durchdachtes Skript wichtiger sei als ein perfektioniertes Techniksetup. Auch sieht Wöhrl Podcasts als besonders bindendes Medium an und motivierte, mit der eigenen Community sorgsam zu interagieren. Zur Kommerzialisierung eines Formats habe sich bewährt, Umsätze über Werbung und Merchandise zu generieren. 0,36% der MI!-Zuhörenden bezahlen über Steady für einen zusätzlichen werbefreien Feed.

In der Session Podcast-Design - Ein Gespräch über die Ausgestaltung von Podcast-Formaten (📽️) befragte Tim Pritlove die deutsche Podcast-Produzentin Maria Lorenz-Bokelberg zur ihrer persönlichen Geschichte. Sie ist vor allem für ihr Unternehmen Pool Artists bekannt, das hinter zahlreichen Podcasts, wie z.B. von Zeit Online, steht. Interessant war, dass die überlangen Episoden des Alles gesagt?-Formats immer noch in Lorenz-Bokelbergs privater Wohnung aufgenommen werden.

Im Vortrag C3VOC Infrastruktur und Geschichte (📽️) gewährten Andi Hubel und Daniel Molkentin einen Einblick in die Arbeit der Arbeitsgruppe CCC Video Operationg Center. Dieses streamt, schneidet und veröffentlicht im Nachgang Vorträge auf Chaos-nahen Veranstaltungen. Die dafür entwickelte Software ist komplett open-source und wird seit 2011 immer weiter optimiert. Als regelmäßiger Konferenzgänger fand ich die zahlreichen kleinen Details äußerst interessant. Das VOC leistet beispiellos gute Arbeit, mit der kommerzielle Konferenzen in der Regel nicht mithalten können. Aufzeichnungen sind i.d.R. in hervorragender Qualität binnen kürzester Zeit online und können dank eigenem CDN ohne Probleme geteilt werden.

Auch auf der Subscribe wurde wieder nach Freiwilligen gesucht, die das Team unterstützten und Kamera- oder Mixingschichten übernehmen. Hier habe ich das erste Mal unterstützt und war begeistert, wie gering die Einstiegshürde gestaltet wurde. Die für die Aufzeichnung genutzte Software voctomix kann auch ohne Vorwissen verwendet werden, um Einblendungen vorzunehmen - die Grundlagen der Hardware (Mischpult, Kamera, Mikrofon) sind in wenigen Minuten vermittelt.

Der Vormittag des letzten Tages drehte sich verstärkt um das Fediverse. So gaben Andi Hubel und Melanie Bartos in ihrem Talk Die Zukunft ist dezentral: Podcasts und das Fediverse (📽️) einen Überblick über die angebotenen Dienste im federated universe und erläuterten den Mehrwert von Protokollen wie ActivityPub. Dem Vortrag ging eine Umfrage über benutzte Dienste und Anwendungen voraus, welche während der Präsentation ausgewertet wurde.

MacSnider betonte im Vortrag Plattformfrei und Spaß dabei! (📽️) die Notwendigkeit freier Plattformen als Alternative zu kommerziellen Angeboten und vergleich gängige Podcast-Apps bezüglich der angebotenen Features.

Sehr erfreulich fand ich, dass mit Benjamin Bellamy der Gründer des Castopod-Projekts ebenfalls anzutreffen war. In seinem Vortrag Free your Podcasts, Free your Audience - Podcast Publishing in the Fediverse with Castopod (📽️) stellte er die Mehrwerte der quelloffenen Hosting-Plattform dar. Diese kann auf einem eigenen Server betrieben werden und integriert sich dank AcitivtyPub-Support vollständig ins Fediverse. So können Zuhörende den Feed direkt über ihren gewohnten Client abonnieren - eine direkte Interaktion in Form von Likes, Boosts und Kommentaren ist ebenfalls möglich.

Der Podcast des ThinkPad-Museums wird über Castopod gehostet - und hat es sogar in die Präsentation geschafft 🥰

Screenshot des ThinkPad Museum-Podcasts in der Präsentation von Benjamin Bellamy (Screenshot: media.ccc.de)

Im Nachgang bot Benjamin in seinem interaktiven Workshop Hands-On with Castopod: Self-Hosting and Publishing Your Podcast on the Fediverse (📽️) die Möglichkeit, die Installation einer Castopod-Instanz zu verproben. Binnen kürzerster Zeit haben es die Teilnehmenden geschafft, einen Server aufzusetzen und eine erste Episode hochzuladen.

Networking

Ein weiterer Mehrwert der Konferenz war es, neue Kontakte zu knüpfen und die Menschen hinter den wohlbekannten Stimmen mal in natura sehen zu können. So habe ich mich unter anderem mit Ingo Ebel von RadioTux sowie Tim Pritlove und Linus Neumann von Logbuch: Netzpolitik ausgetauscht - es war eine helle Freude!

Nicht weniger interessant waren die Gespräche mit den Mitarbeitenden von Podigee und Auphonic sowie Benjamin von Castopod und einigen Zuhörenden meiner Formate. Es war schön, dass der virtuelle Austausch den Weg in die physische Welt gefunden hat! 😊

Fazit

Mir hat die Konferenz viel Spaß gemacht. Ich wusste nicht ganz, was mich erwartet und war sehr positiv überrascht. Die angebotenen Themen waren vielfältig und spannend, der Austausch mit anderen Teilnehmenden sehr wertvoll. Ich nehme viele Inspirationen und konkrete Ideen für die eigenen Projekte mit:

Ich bin gespannt, wo und wann die Subscribe das nächste Mal stattfinden wird und wie sich die Teilnahmezahlen entwickeln werden. Für ein Revival nach einer langen Pause war die Veranstaltung mehr als gelungen.

Übersetzungen: