FrOSCon 2022 - back to normal?

FrOSCon 2022

Letztes Wochenende am 20/21.08.2022 war es endlich soweit - die 17.FrOSCon-Konferenz in Präsenz fand statt. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Online-Events fanden Vorträge und Workshops nun wieder an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin statt. Aussteller-Stände und das obligatorische Social Event am Samstag abend luden zum Netzwerken und Austausch ein - was von den 750 Besucher:innen rege genutzt wurde.

Vorträge

Das Vortragsprogramm war - wie üblich - umfangreich. Besucher:innen konnten zwischen 70 Workshops und Vorträgen wählen - und das, wie gewohnt, wieder kostenlos. Während ich die letzten Jahre meist nur einen Tag anwesend war, war Programm dieses Jahr für mich bedeutend interessanter, weswegen ich an beiden Tagen Vorträge besuchte. Es gab einige sehr interessante Vorträge und so muss ich die eine oder andere Präsentation noch im Nachgang schauen, da diese parallel liefen.

Henning Rohde berichtete in seinem Vortrag Patterns & Anti-Patterns bei der Automatisierung von Ansible (📽️) über typische Dos und Don’ts beim Einsatz von Ansible. Neben einigen typischen Anfänger-Fehlern wurden auch komplexere Schleifen-Konstrukture sowie fortgeschrittene Themen, wie beispielsweise YAML-Templates, gezeigt.

Mein persönliches Highlight war der Vortrag Der eigene digitale (offline) Sprachassistent (📽️) von Jürgen Pabel. Dieser berichtete von verschiedenen Iterationen seines von Open Source-Software angetriebenen Eigenbau-Sprachassistenten im HAL9000-Design. Dabei sprach Jürgen nicht nur über die Hardware-Auswahl sondern auch über verwendete Software-Frameworks und -Experimente. Für mich war der Vortrag insofern interessant, da ich vor 2 Jahren selbst über das gleiche Thema (📽️) berichtet habe, gerade an einer neuen Iteration meines Sprachassistenten arbeite und nach Inspirationen suche. Das gezeigte HAL9000-Gehäuse aus dem 3D-Drucker ist mit sehr viel Liebe zum Detail entstanden und hat mich als Stanley Kubrick-Fan sofort begeistert.

Sarah Julia Kriesch berichtete in ihrem Vortrag Zusammenarbeit mit Open Source Projekten (📽️) über ihre persönlichen Erfahrungen in diversen OSS-Projekten. Auch zeigte sie übliche Tools sowie Fallstricke und Best Practices bei der Zusammenarbeit mit OSS-Projekten auf.

Erol Ülükmen fasste im Vortrag CI First (📽️) Herausforderungen und Fallstricke bei der Entwicklung der Client-Management-Software opsi zusammen. In diesem Zusammenhang wurde auch gezeigt, wie mit diesen Herausforderungen umgegangen wird - beispielsweise mit umfangreichen und vollautomatisierten Testing-Pipelines.

Open Source-News der vergangenen Monate wurden im Talk Das Open-Source Jahr 2022 (📽️) auf sehr unterhaltsame und lustige Art und Weise von Oli und Michael vom Open Source-Couch Podcast zusammengefasst.

Sehr interessant fand ich auch den Vortrag Monitoring wie es 2022 sein sollte (📽️) von Daniel Ziegler. Dieser zeigte das Monitoring-Tool openITCOCKPIT, welchem ich bisher wenig Beachtung geschenkt habe. Nach 4 großen Iterationen weist dieses einen beachtlichen Funktionsumfang auf und stellt durch einfaches und sicheres Onboarding durchaus eine Alternative zu Nagios oder Icinga2 dar.

Ich selbst durfte im Vortrag Paketformate der Zukunft? (📽️) über die alternativen Paket-Manager AppImage, Flatpak und Snapcraft berichten.

Aussteller

Besonders interessant fand ich den Stand von TUXEDO Computers - dort wurden neu erschienene und bald erscheinende Linux-Notebooks gezeigt. Über das kürzlich veröffentlichte Stellaris 15 Gen 4 mit optionaler externer Wasserkühlung wurde bereits auf diversen Webseiten berichtet und so war ich gespannt, wie sich das Gerät im Test schlagen würde.

Christian von TUXEDO nahm sich eine Stunde Zeit mir zahlreiche technische Details zu demonstrieren (vielen Dank nochmal!) und ich muss sagen, dass sich das Gerät sehen lassen kann. Sicherlich lässt sich darüber streiten, ob die Antwort auf suboptimale Intel SoC-Designs mit thermischen Problemen eine Wasserkühlung in einem mobilen Gerät sein muss - wer jedoch auf maximale CPU- und GPU-Power angewiesen ist, kommt derzeit nicht um diese Geräte herum (u.a. wegen Verfügbarkeit denkbarer Alternativen). In verschiedenen Benchmark-Tests war die Wasserkühlung in der Lage sowohl CPU als auch GPU um zusätzliche 30° Grad zu kühlen - und das mit herkömmlichem destillierten Wasser. Die Wasserkühlung befindet sich in einem externen Gehäuse, welches das Notebook per Passthrough mit Strom versorgen kann, die Steuerung der Radiator-Eigenschaften wird über das eigens entwickelte TUXEDO Control Center und Bluetooth vorgenommen.

Nicht weniger interessant fand ich das bald erscheinende InfinityBook Pro 14 Gen 7. Zugegebenermaßen habe ich TUXEDO bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da ich die Designs nicht ansprechend fand, Zweifel bezüglich der Qualität und Verarbeitung hatte und auch niemanden in meinem direkten Umfeld mit einem solchen Gerät kenne - völlig unberechtigt, wie sich nun herausstellte.

Das neue 14 Zoll-Gerät kommt mit der 12.Intel Generation (+Flüssigmetall-Wärmeleitmittel) und einem großzügigen 3K-Display mit sehr schmalen Displayrändern. Das Gehäuse erinnert stark an Apples Unibody-Design, verfügt durch einen intelligenten Magnesium-/Plastikmix aber über ein geringeres Gewicht (1,3 kg) und deutlich günstigeren Preis. Das Gerät macht einen soliden Eindruck, verfügt über ein großzügiges Touchpad und auch die Tastatur fühlt sich angenehm an. In Zeiten immer schlechter werdenden Thinkpad-Modellen wird das InfinityBook Pro so zur echten Alternative für Linux-User.

Fazit

Nach zwei Jahren reiner Online-Events tat es gut, mal wieder eine "normale" Konferenz besuchen zu können. Als Präsentator war es schön, nicht mehr "ins Schwarze" zu moderieren sondern unmittelbares Feedback der Teilnehmenden zu bekommen. Das Social Event hat mir sehr viel Spaß gemacht - so habe ich viel alte und mindestens genau so viel neue Gesichter gesehen, was mir persönlich sehr gefehlt hat. Die Themenauswahl gefiel mir dieses Jahr sehr gut - gefühlt waren (aus verständlichen Gründen) weniger Besucher:innen da als die Jahre zuvor, aber das ändert sich sicherlich nächstes Jahr. Ich freue mich zumindest schon auf den 18.Iteration der FrOSCon. 🙂

Übersetzungen: