Augsburger Linux-Infotag 2023
Am vergangenen Samstag fand der lang erwartete Augsburger Linux-Infotag 2023 in den Räumlichkeiten der Hochschule Augsburg statt. Es war das erste Event seit 2019 - aus uns allen bekannten Gründen.
Der Eintritt war kostenlos, Besucher:innen konnten zwischen 25 Vorträgen, 6 Workshops und 11 Ständen wählen. Viel Programm für einen Konferenztag, der von 09:30 bis 17:00 andauerte. Neben Einsteiger:innen waren auch fortgeschrittene User herzlich zum Austausch eingeladen. Das Event wird seit 2001 von der Linux User Group Augsburg e.V. (LUGA) veranstaltet und zählt damit zu einem der ältesten Linux-Veranstaltungen im süddeutschen Raum. Es wurden ca. 350 Besucher:innen gezählt.
Für mich war es der erste Infotag - und es hat sich definitiv gelohnt. Das Vortragsprogramm war vielseitig und es gab viel Austauschmöglichkeiten mit anderen Besucher:innen.
Mein persönlichen Highlights waren die Keynote "Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit mit Linux und Open Source" sowie der Vortrag "ADRIANE" von Klaus Knopper. In der Keynote sprach Knopper vor allem über die gesellschaftlichen Auswirkungen und übliche Einschränkungen proprietärer Software im Vergleich zu quelloffenen Alternativen sowie Besonderheiten bei der barrierefreien Gestaltung von Software. Zahlreiche greifbare Beispiele aus dem Alltag rundeten den kurzweiligen, aber sehr interessanten Vortrag ab.
Im zweiten Vortrag wiederholte Knopper mit ADRIANE (Audio Desktop Reference Implementation and Networking Environment) ein langjähriges Projekt, welches sich ganz der Barrierefreiheit widmet. Die Software unterstützt Erblindete beim Umgang mit dem Computer durch zahlreiche assistierende Anwendungen. So werden beispielsweise Web-Browser, E-Mail-Clients oder Taschenrechner mithilfe einer Sprachsynthese (standardmäßig espeak
) und einer vereinfachten Bedienung zu schnell nutzbaren Werkzeugen. Die Kommandozeilen-Anwendungen mögen für Sehende unspektakulär und veraltet erscheinen - sind es aber nicht. ADRIANE ist in Python entwickelt und lässt sich einfach um neue Anwendungen erweitern - so wurde eine neue Anwendung vorgestellt, die es ermöglicht mit ChatGPT zu interagieren.
espeak
dürfte vielen als einfache, unnatürlich klingende Sprachausgabe bekannt sein. Knopper legte jedoch Vorteile dieser Software dar: sie ist lizenztechnisch unproblematisch (im Vergleich zu anderen Lösungen), benötigt wenig Hardware-Ressourcen und liefert daher in nahezu Echtzeit entsprechende Ausgaben. Erblindete können sich schnell an die Stimme gewöhnen und haben - vor allem bei erhöhter Sprechgeschwindigkeit - oftmals sogar einen Vorteil gegenüber Sehenden. Nach dem Vortrag ergab sich eine lebhafte Diskussion über potentielle neue Features für ADRIANE.
Ebenfalls sehr interessant war der Messestand des LINMOB-Teams (Linux on Mobile). Dort gab es eine sehr große Auswahl an Smartphones, die mit Linux-Betriebssystemen betrieben werden. Neben Ubuntu Touch, Sailfish OS und postmarketOS konnten auch Exoten oder Betriebssysteme vergangener Tage, wie z. B. Firefox OS oder Maemo begutachtet werden. Hier war der Andrang eindeutig am Größten - es gab viel zu entdecken und zu fragen. Zu meiner Freude waren Peter Mack und Marius Quabeck (u.a. bekannt vom TechnikTechnik-Podcast) ebenfalls dort anzutreffen. Es ist jedes Mal interessant, Menschen, denen man schon lange auf der Tonspur folgt, auch in natura kennenzulernen.
Mehr Informationen über Linux-Smartphones gibt es in dieser FOCUS ON: Linux-Episode, in welcher Peter Mack und Torsten Franz zu Gast waren.
TUXEDO Computers stellte aktuelle Produkte vor. So konnte unter anderem die 8. Generation des InfinityBook Pro begutachtet werden. Die vorherige Generation konnte ich bereits auf der vergangenen FrOSCon begutachten und war sehr angetan davon. Das Gehäuse wirkt identisch, der kleinere Akku (53 Wh statt 99 Wh) entfällt, während der RAM von DDR4 (3200 MHz) auf DDR5 (4800 MHz) aktualisiert wurde. Hier ist anzumerken, dass der RAM gesteckt ist - andere Hersteller verlöten hier, was aber auch die Geschwindigkeit erhöht (6400 MHz).
Das Stellaris 16 Gen5 konnte ebenfalls ausprobiert werden - eine leistungsstarke Mobile Workstation. Im 16"-Geräte stecken ein Intel Core i9-13900HX (24 Kerne, 32 Threads, max. 5,4 GHz), bis zu 64 GB RAM (DDR5 4800 oder 5600 MHz) und bis zu 2 NVMe-SSDs (PCIe 4.0). Als Grafikkarten stehen drei Produkte aus der NVIDIA GeForce RTX-Reihe mit jeweils 8 oder 12 GB VRAM zur Auswahl (4060, 4070 oder 4080). Die verbaute Tastatur benutzt optional Cherry MX Ultra Low-Profile Switches (1.8mm Hub, 0.8mm Auslöseweg), wobei der Ziffernblock in jedem Fall auf klassische Membrane Switches setzt. Die Tasten können via RGB beleuchtet werden. Das 16:10-Display löst auf 2560x1600 Pixel auf und verfügt über eine 1080p-Webcam.
Am Stand des X2Go-Projekts wurde die gleichnamige Terminalserver-Software mit verschiedenen Clients demonstriert. Das Projekt verwendet eine modifizierte Version des NX 3-Protokolls, welches in früheren Versionen der NX NoMachine-Software genutzt wurde.
Wer die Debian-basierte Linux-Distribution Siduction schon immer mal ausprobieren wollte, konnte dies am Stand des Projekts tun. Hier wurden auch freundlich etwaige Fragen beantwortet.